Die liegen dann da und chillen?
Ja, genau. Meistens haben sie den Bauch mit Fisch voll. Das ist bei Seehunden nicht anders als bei Menschen – wir sind nach einem guten Essen ja auch eher träge und gehen aufs Sofa.
Wo wir auch unsere Ruhe haben wollen …
Und genauso ist das bei Seehunden. Urlaubern fällt es manchmal schwer, das zu verstehen. Die sehen einen Seehund, der sich nicht rührt, und wollen gleich helfen. Dann gehen die auch schon mal ganz nah ran an das Tier. Der Seehund ist dadurch total gestresst, weiß aber instinktiv, dass er sich ausruhen muss, weil er Kraft für den nächsten Beutezug sammeln muss. Nur deswegen bleibt er liegen. Wenn die Tiere in einer solchen Situation ins Wasser fliehen, sind sie nicht ausgeruht. Dann fangen sie möglicherweise weniger Fisch und sind beim nächsten Landgang müder als sonst. Und wenn dann wieder ein Mensch kommt, schaukelt sich das schnell hoch. Generell muss ich aber sagen: Die allermeisten Besucher machen das sehr gut. Die sind einfach nur besorgt.
Wie viel Abstand sollte man denn halten?
Am besten 300 Meter. Das ist natürlich nicht immer möglich. Manchmal sieht man den Seehund ja auch erst im letzten Augenblick, weil er in einer Mulde liegt.
Welche Tiere kommen denn in die Station hier in Norddeich?
Wenn wir uns anhand der Fotos oder Videos nicht sicher sind, alarmieren wir einen unserer ehrenamtlichen Mitarbeiter. Er oder sie fährt dann raus und schaut sich das Tier an. Wenn es tatsächlich Hilfe braucht, kommt es zu uns. Mit dem Auto, mit der Fähre oder auch mal mit dem Flugzeug. Wir sind ja hier für ganz Niedersachsen zuständig, für die komplette Nordseeküste und auch für die Inseln. Im Jahr betreuen wir so um die 350 Tiere, davon sind so um die 200 kleine Heuler. Das sind verlassene junge Seehunde. Die haben wir vor allem im Sommer hier. Dann geht es hier rund – die haben nämlich alle gleichzeitig Hunger.
Was bekommen die denn zu fressen?
Zuerst einen Muttermilchersatz, eine Lachs-Emulsion, damit werden die Kleinen ganz schnell ganz satt. Anschließend schlafen die dann für ein paar Stunden, und dann haben sie auch schon wieder Hunger. Wir Pfleger haben hier lange Tage.